Die Geschichte dahinter: Katze weg = Freundin weg

Täglich bekommen wir von euch eine bunte Ansammlung kurioser, skurriler, romantischer, wütender, und kreativer Zettel aus allen Ecken der Hauptstadt eingesendet. Hinter all diesen NOTES stecken Menschen (oft auch Tiere :) ), ein Schicksal, ein spezieller Moment, eine sonderbare Begebenheit, ein Missgeschick, ein wunderbarer Zufall, ein großer Verlust und natürlich oftmals einfach die Wut auf den fiesen Fahrraddieb, den faulen Postboten und die laut vögelnden Nachbarn von nebenan. To sum it up: Jeder Zettel birgt eine, seine wahre Geschichte.

Wenn es unsere Ressourcen zulassen, treffen wir ab und an einen echten Zettelprotagonisten und stellen Fragen zu seiner Note, die uns unter den Nägeln brennen. Warum hast du diesen Zettel geschrieben bzw. aufgehangen? Wie kam es dazu? Wer bist du eigentlich? Was zum…?
In unseren Büchern gibt es einige dieser Geschichten schon länger nachzulesen. Fortan nun auch bei uns aufm Blog. Yeah!

 

Die besagte Note, um die es heute geht ist diese hier:
Große-Hamburgerstraße_Mitte_Dude

 

Prägnanter Text, kurz und knackig. Wir haben den Fall klipp und klar vor uns liegen. Jene Note wurde uns schon 2014 zugemailt. Es geht um eine, auf mysteriöse Art und Weise verschwundene Katze, und um eine Beziehung, die auf dem Spiel steht, wenn diese nicht bis zum 25. Juni wieder auftaucht!
Fragen, die uns umgehend in den Kopf schossen, waren: Wer schrieb diese Note? Was ist passiert? Wo ist die Katze? Wie ging diese Geschichte aus? Sind die beiden noch zusammen? Sind die drei wieder vereint?
Da wir fuchsig sind, waren uns bereits ein paar Fakten klar wie Kloßbrühe: Wir schreiben das Jahr 2016, somit liegt der Fall bereits zwei Jahre zurück, verjährt ist er aber zum Glück noch nicht und wir werden den Großteil unserer Fragen beantwortet bekommen, denn wir haben die Telefonnummer.

Da wir neugierig sind, kontaktierten wir also besagte Nummer, welche jedoch leider schon anderweitig vergeben war (kleiner Rückschlag, aber wir saugten uns wie Blutegel an dem Fall fest und gaben nicht auf). Zum Glück wurden wir aber schleunigst weitergeleitet an den Vorbesitzer der Handynummer und hatten nun unseren Mann.

Unser Main Man heißt Sebastian und ist 31 Jahre alt. Sebastian hat Jura studiert und berät heute Start-Ups. Er mag Kitesurfen und war im November letzen Jahres auf einer 3-wöchigen Segeltour mit Freunden über den atlantischen Ozean. Zwecks Haustieren sei er „charakterlich eher der Hundetyp […] aber für einen Hund habe ich keine Zeit. Da sind Katzen schon entspannter, die kommen dann mal zum Fressen, beschäftigen sich aber weitestgehend allein.“

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Sebastian ist nicht nur ver
antwortlich für den Text auf der Note, sondern wie sich bei unserem Treffen herausstellte, auch für den kompletten Fall. Seit 2014 wohnen die drei in einer 70qm2 Dachgeschoss-Wohnung in der Großen Hamburger Straße in Mitte. Im Juni 2014 gönnte sich Sebastians Freundin einen Urlaub, endlich ausspannen.


Am selbigen Tag lud Sebastian seine eingeschworene Jungstruppe zu sich in die Wohnung ein. Ein freudiges Wiedersehen unter guten Freunden, ca. 8-12 Leute. Es floss reichlich Alkohol. Anscheinend konsumierten Sebastian und seine Jungs einige Drinks an jenem Tag: „Naja, wir waren schon so mittel besoffen.’’ Die später verschwundene Katze, welche auf den Namen Emmi hört (in unserem Gespräch aber liebevoll von Sebastian ‘’Viech’’ genannt wird), war an diesem Abend ebenfalls in der Wohnung zugegen, wie jeden Tag. Sebastian ist quasi der Mitbewohner der Katze seiner Freundin. Emmi ist Deutsch-Kroatin, wurde am Strand in Kroatien geboren und ist in Deutschland aufgewachsen. Sie ist weiß gefleckt und treibt sich gern auf der Dachterrasse herum…


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Später am Abend fiel Sebastian dann auf, dass Emmi nicht mehr in der Wohnung war. Seine erste Vermutung: Sie könnte über die Dachterrasse geflohen sein. Das erschien am plausibelsten. Jedoch stellte sich heraus, dass die Wohnungstür offen stand. Die Verabschiedung der Jungs dauerte wohl sehr lang an diesem Abend. Sebastian erzählt von schlaflosen Nächten, von Suchaktionen vor und nach der Arbeit. Er fasste sich ein Herz und rief seine Freundin an, um ihr das Unglück zu beichten. „Sie war nicht begeistert“, erzählt Sebastian. Seine Freundin liebt Katzen, auf die Frage, ob sie sich noch mehr Katzen zulegen würden, meint er, „so sad sind wir jetzt nicht.“ Der Tag der Wiederkehr seiner Freundin stand unmittelbar bevor und bis dato war Emmi immer noch nicht zurück.

Und dann das: Die Freundin rief über den Hof nach Emmi und schwups kam das Kätzchen aus einem Gebüsch gehuscht. Erleichterung an allen Fronten. „Sie war vor dem Verschwinden echt fett aber nach der Woche dann ziemlich dünn“, so Sebastian über das äußere Erscheinungsbild von Emmi.


Er
vermutet, dass sich Emmi die ganzen Tage über im Innenhof in den Büschen versteckt haben muss. Da sie ihm nicht so sehr vertraut war, reagierte sie nicht auf seine Rufe. Sebastian hatte in der Woche, in der er die Zettel im Kiez aufgehangen hatte, viele Anrufe von Leuten erhalten, die Emmi angeblich gesehen hatten.
Mittlerweile haben Sebastian und seine Freundin 
geheiratet und erwarten ihr erstes Kind. Emmi ist seitdem kein einziges Mal mehr entwischt.


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Somit ist der Fall geklärt. Hier gab es nicht nur einen Täter, sondern gleich mehrere und zudem waren sie zum Tatzeitpunkt alkoholisiert. Die Strafe (4 schlaflose Suchaktions-Nächte)  ist hinsichtlich dessen sehr milde ausgefallen.

Wir wünschen Sebastian und seiner kleinen Familie eine rosige Zukunft und hoffen, dass Emmi ihnen noch lange erhalten bleibt.

 

Geschrieben von Anna Wegner.

 

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Du hast auch Lust einmal eine Geschichte dahinter zu einer Note zu schreiben? Wir posten dich gerne. :) Schreib uns einfach an notes@notesofberlin.com, welchen Zettel du nachrecherchieren möchtest und wir leiten dir dann die nicht-zensierten Kontaktdaten weiter.

 

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